Kostenloser Leitfaden: Solar für Industrie und Gewerbe
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Strombeschaffung (Gewerbe)

Strombeschaffung beschreibt den Prozess, durch den Unternehmen den Strom, den sie für ihren Betrieb benötigen, einkaufen. Da die verlässliche Lieferung von Strom für nahezu jede wirtschaftliche Aktivität elementar ist, ist die Strombeschaffung für Unternehmen zentral. Aufgrund der verlässlichen Versorgung in den meisten Industrieländer ist zunehmend der günstige und preisstabile Einkauf ein Fokus in der Strombeschaffung. Dabei gehen Unternehmen verschiedene Wege, die sich in Kategorien einteilen lassen.

Klassische Modelle

Klassische Lieferkette

Bei klassischen Beschaffungsmodellen bezieht der Kunde Strom von einem Energieversorger. Der Energieversorger kauft den benötigten Strom an der Börse ein, wo Erzeuger ihren Strom anbieten. Die Lieferkette besteht also aus Erzeugern, Vermarktern, Energieversorgern und den Verbrauchern.

Festpreisbeschaffung

Beschaffung zu Festpreis

Der Energieversorger liefert dem Kunden Strom zu einem festgelegtem Preis pro kWh unabhängig vom aktuellen Börsenpreis. Der Energieversorger trägt also das volle Preisrisiko. Ist der Strom an der Börse teurer als mit dem Kunden vereinbart, verliert er mit jeder kWh Geld. Andersrum verdient er an jeder kWh, wenn der Börsenpreis unter dem Preis liegt, zu dem der Versorger an den Kunden verkauft.

Dieses Risiko sichert der Versorger in der Regel über hohe Preisaufschläge ab. Der Kunde hat so zwar volle Kostensicherheit, aber bezahlt diese mit deutlich erhöhten Preisen.

Spotmarktbeschaffung

Beschaffung am Spotmarkt

In diesem Modell reicht der Energieversorger die Börsenstrompreise an den Verbraucher weiter. Der Verbraucher trägt damit das gesamte Preisrisiko. Der Versorger erhebt nur kleine Aufschläge.

Tranchenbeschaffung

Der Strombedarf des Verbrauchers wird in verschiedene Produkte unterteilt. So kann beispielsweise die Grundlast (also der Verbrauch, der nie unterschritten wird) weit im Voraus beschafft werden, so dass ein Großteil der Kosten abgesichert ist. Spitzenlasten können dann flexibel zugekauft werden.

Durch diese Beschaffung kann der Kunde Strom so beschaffen, wie es zu seinem Risikoprofil passt. Das Risiko wird individuell zwischen Versorger und Verbraucher aufgeteilt. Je nach Verteilung hat der Kunde höhere Preissicherheit, aber zahlt höhere Aufschläge oder er hat eine geringere Preissicherheit, aber zahlt auch geringere Aufschläge.

PPA-Beschaffungsmodelle

PPA Lieferkette

Bei PPAs (Power Purchase Agreements) beziehen Verbraucher Strom direkt vom Erzeuger. Dadurch entfallen Zwischenhändler und Erzeuger und Verbraucher einigen sich lediglich vorab auf Preis, Lieferzeit und Menge. Hier gibt es zwei populäre Modelle.

PPA-Vollversorgung

Der Verbrauch deckt einen Großteil seines Bedarfs mit PPAs. Dazu wird das Erzeugungsprofil auf das Verbrauchsprofil angepasst. So würde bspw. ein Kunde mit hohem Verbrauch am Tag eher auf Solarkraft setzen und Windkraft nur zur Absicherung gegen Schlechtwetter beziehen. Ähnlich wie bei der Tranchenbeschaffung werden Überschüsse und ungedeckter Bedarf am Spotmarkt ausgeglichen.

Je nach Vertragsgestaltung können die Risiken zwischen Erzeuger und Verbraucher aufgeteilt werden. Bei “pay-as-produced”-Verträgen nimmt der Verbraucher den gesamten produzierten Strom ab und muss Überschüsse entsprechend selber vermarkten. Bei “pay-as-consumed”-Modellen zahlt der Verbraucher lediglich für die tatsächlich abgenommene Menge. Der Erzeuger verantwortet die Vermarktung von Überschüssen.

PPA-Teilversorgung

Der Verbraucher bezieht lediglich einen Teil seines Bedarfs über PPAs. In der Regel werden diese PPAs so dimensioniert, dass zu keiner Zeit mehr Strom als benötigt produziert wird.

Den Reststrom bezieht der Verbraucher über einen Energieversorger.