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Power Purchase Agreement (PPA)

Ein Power Purchase Agreement (PPA) ist ein Vertrag, der zwischen einem Stromerzeuger und einem Stromabnehmer geschlossen wird. In dem Vertrag vereinbaren die Parteien Konditionen für die langfristige Lieferung von Strom. Dadurch erhöhen PPAs die Planbarkeit bei Erzeugern und Abnehmern. Diese Sicherheit ermöglicht viele Investitionen in die Entwicklung und den Betrieb von Solarenergie-, Windenergie- oder anderen Kraftwerken.

Geschichte

In den 1970er kamen die ersten PPAs auf, als die ersten langfristigen Verträge zwischen unabhängigen Stromerzeugern und Energieabnehmern geschlossen wurden. Diese Vereinbarungen dienten dazu, die Finanzierung von neuen Energieprojekten zu erleichtern, indem die Abnehmer sich verpflichteten, den erzeugten Strom über einen festgelegten Zeitraum zu einem vereinbarten Preis abzunehmen.

In den 1990er Jahren gewannen PPAs zunehmend an Bedeutung, als sich die Liberalisierung der Energiemärkte weltweit beschleunigte. Große Energieabnehmer wie Industrieunternehmen und Versorgungsunternehmen begannen, langfristige PPAs mit unabhängigen Stromerzeugern abzuschließen, um ihre Energieversorgung sicherzustellen und Preisrisiken zu minimieren.

Mit dem Aufkommen erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarenergie wurden PPAs zunehmen populärer. Zum einen ermöglichen sie es Unternehmen, ihren Strom aus CO2-armen Quellen zu beziehen. Zum anderen können sie so langfristig mit stabilen Strompreisen kalkulieren.

Für Erzeuger sind PPAs mittlerweile zu einem wichtigen Instrument in der Finanzierung von Energieprojekten geworden.

Arten von Power Purchase Agreements

Da PPAs meist nur zwischen zwei Parteien geschlossen werden, richtet sich ihre konkrete Ausgestaltung oft nach den individuellen Bedürfnissen und Gegebenheiten der Vertragsparteien. Dennoch lassen sich PPAs anhand einiger Kriterien in Kategorien gliedern.

Nach Abnehmer

  • corporate PPA: Bei coroporate PPAs liefert der Erzeuger direkt an einen Verbraucher – in den meisten Fälllen ein Unternehmen.
  • merchant PPA: Liefert der Erzeuger nicht direkt an einen Verbraucher, sondern an einen Händler, der dann seinerseits den Strom weitervermarktet, spricht man von einem “merchant PPA”

Nach Lieferung

PPAs umfassen nicht immer die physische Lieferung von Strom, sondern können auch nur den Handel mit Herkunftsnachweisen regeln.

  • Onsite PPA: Die Erzeugungsanlagen sind direkt auf dem Gründstück des Stromabnehmers. Der Erzeuger betreibt die Anlagen, liefert Strom an den Abnehmer und vermarktet den Überschuss. In vielen Märkten entfallen bei diesem Modell Abgaben wie Netzentgelte, da das öffentliche Netz nicht genutzt wird.
  • Offsite PPA: Die Erzeugungsanlagen sind geographisch vom Stromabnehmer getrennt. Der Erzeuger speist ins öffentliche Netz ein. Der Abnehmer bezieht den Strom aus dem öffentlichen Netz. Erzeugung und Abnahme sind synchron.
  • Virtual PPA: Bei einem virtuellen PPA handelt es sich um eine Vereinbarung, bei der der Erzeuger den Strom auf dem freien Markt verkauft. Der Abnehmer bezieht seinen Strom aus dem Netz und kauft dann dem Erzeuger Herkunftsnachweise in Höhe von der von ihm verbrauchten Strommenge ab. Erzeugung und Abnahme sind zeitlich nicht aneinander gebunden.

Nach Preisgestaltung

Der Strompreis bei einem PPA kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden. Gängige Strukturen sind hier:

  1. Fixed-Price PPA: Bei dieser Art von Vereinbarung wird eine feste Preisstruktur für die gelieferte Energie vereinbart. Dies gibt dem Erzeuger eine gewisse Sicherheit bezüglich seiner Einnahmen, unabhängig von Schwankungen auf dem Energiemarkt.
  2. Indexed PPA: In einem indexed PPA ist der Preis, den der Abnehmer für die Energie zahlt, an einen bestimmten Index wie zum Beispiel den Strompreis oder die Inflationsrate gekoppelt. Dies ermöglicht es beiden Parteien, von Marktveränderungen zu profitieren.

Nach Struktur

Manche PPA sind komplexer strukturiert und involvieren mehr als zwei Parteien:

  1. Sleeved PPA: Bei einem sleeved PPA agiert eine dritte Partei als Zwischenhändler zwischen dem Energieerzeuger und dem Endabnehmer. Dies ermöglicht es dem Erzeuger, eine stabile Einnahmequelle zu haben, während der Abnehmer sich nicht mit der Komplexität eines PPAs auseinander setzen muss.

Diese verschiedenen Arten von Power Purchase Agreements bieten Flexibilität und Anpassungsfähigkeit für die Marktteilnehmer und tragen dazu bei, eine nachhaltige Energiezukunft voranzutreiben.

Vorteile für Stromerzeuger

  • Planbare Einnahmen: Stromerzeuger profitieren mit PPAs von planbaren Einnahmen. Durch den über einen längeren Zeitraum festgelegten Preis sichern sich Stromerzeuger gegen Preisschwankungen auf dem Strommarkt ab.
  • Zugang zu neuen Kundengruppen: PPAs ermöglichen auch den Zugang zu neuen Kundengruppen, die möglicherweise nicht über die erforderlichen Ressourcen oder die Infrastruktur verfügen, um Strom selbst zu erzeugen.
  • Günstigere Finanzierung: Stromerzeuger können die Kosten für den Bau und Betrieb neuer Erzeugungsanlagen mit PPAs senken. Dazu schließen Erzeuger langfristige Verträge mit Abnehmern und reduzieren so ihr finanzielles Risiko und ihre Finanzierungskosten.

Vorteile für Stromabnehmer

Stromabnehmer können von Power Purchase Agreements (PPAs) auf verschiedene Arten profitieren.

  • Günstigere und stabilere Preise: Stromabnehmer erhalten vorhersehbare und potenziell günstigere Strompreise. Durch die Festlegung eines langfristigen Strompreises können Stromabnehmer ihre Energiekosten besser planen und sich vor kurzfristigen Preisschwankungen schützen.
  • Grünere Energie: PPAs ermöglichen Stromabnehmern den Zugang zu erneuerbaren Energiequellen, ohne dass sie in die Installation und den Betrieb von Anlagen investieren müssen.

Risiken und Herausforderungen

PPAs bergen viele Vorteile für Erzeuger und Abnehmer, allerdings stellen die langfristigen Verträge die Parteien auch vor Herausforderungen:

  • Preisschwankungen: Bei stark steigenden Strompreisen schützen PPAs Abnehmer vor hohen Kosten. Fallen Preise allerdings sind die Abnehmer auch an den PPA gebunden und profitieren weniger. Erzeuger haben das gleiche Problem: Sie sichern ihren Umsatz gegen Preisverfälle ab, aber partizipieren auch nicht an Preissteigerungen.
  • Langfristige Verpflichtung: Veränderungen in den wirtschaftlichen oder regulatorischen Rahmenbedingungen sind wegen der langen Laufzeiten von PPAs schwer abzusehen.

Beispiele

PPAs finden immer Anwendung rund um die Welt.

  • Solarpark Kamuthi, Indien: Der Solarpark Kamuthi, einer der größten Solarparks der Welt, wurde mithilfe eines langfristigen PPA entwickelt. Der PPA garantierte eine feste Einspeisevergütung für den erzeugten Solarstrom über einen Zeitraum von mehreren Jahren.
  • Windpark Borkum Riffgrund 1, Deutschland: Der Windpark Borkum Riffgrund 1 wurde durch einen PPA zwischen dem Energieunternehmen Ørsted und mehreren deutschen Energieversorgern finanziert. Der PPA sicherte den Abnehmern einen vorher festgelegten Preis für den erzeugten Offshore-Windstrom.
  • Apple Inc. und NV Energy, USA: Apple unterzeichnete einen langfristigen PPA mit dem Energieversorger NV Energy, um den Betrieb seines Rechenzentrums in Nevada mit sauberer Energie zu versorgen. Dieser PPA half Apple, seine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und gleichzeitig die Stromkosten stabil zu halten.